Schneeschuh-Parade | © Erfurt Alpin

Schneeschuhtour durch das Rodna-Gebirge (Rumänien)

Gemeinschaftsfahrt mit Tourenleiter Chris Ulber

04.03.2023

Tag 1: 1400 km in 16 Stunden mit dem Chrisbus

Los gings schon am Abend des 24.2. um 22.22 Uhr in Apfelstädt, wo unser Neuling Pascal im Gemeindelokal köchelt und wir uns getroffen haben. Alle unnötigen Autos blieben hier. Umpacken und der Chrisbus (Multivan) war voll bis unters Dach. In perfekter Arbeitsteilung gings bei Schneetreiben über die A4 gen Osten; Chris übernahm bis Prag, dann Kathrin bis Budapest und schwubs - Augen auf und der schlafende Bodo von der Rücksitzbank war über die Donau. Leere Pisten in Ungarn. Jan und Bodo teilen sich in die Reststrecke bei strömendem Regen. Zum Schluss war Schluss mit Autobahn und es ging bergig um Satu Mare rum zur Theiß - mulmiges Gefühl an der ukrainischen Grenze - unsere Gedanken sind bei dem furchtbaren Krieg der Putin-Russen gegen die Ukraine.

Die ersten herrlichen Klöster der Maramuresregion und Hochwasserflüsse lenken uns ab. Unterwegs noch ein Abstecher nach Viseu de Sus nahe der ukrainischen Grenze: die abenteuerliche Wald-Dampfeisenbahn ins Wassertal funktioniert noch und wird ständig erweitert.

Abends erreichen wir unser Hotel auf der Passhöhe. Guter Komfort, prima Essen, nette Leute, kaum Gäste. Mehrere Biere, Palinka. Sauwetter, aber Besserung naht! Das Auto kann sicher geparkt werden - Ehrensache und durch Kameras gut bewacht. Mulcu Mesc (Danke) und Gute Nacht im Hotelbett.

Tag 2: Dauerschneefall. 8km. zelten

Es schneit! Schneeflöckchen Weißröckchen baumeln herab. Nach einem lecker Omelettfrühstück heißt es: final packen, der Rest bleibt im Chrisbus. Los geht’s! zu Fuß, die Schneeschuhe aufm Rucksack. Aber es dauert keine Stunde bergauf, da wird der Schnee zu tief. Anschnallen! An verlassenen bzw. typisch rumänischen, leicht herunter gekommenen Hirtenhütten vorbei, spuren wir bergan. Sicht Null, dafür dicker nicht endender Flockenwirbel. Die sehr guten roten Wegmarkierungen sind oft zugeschneit. Die Orientierung erfolgt praktisch nur per mapy-cz und maps-me (Jan ist da fit!). Unsere gute klassische Papier-Gebietskarte hilft nur für den groben Überblick. Nach ca. 8 km auf und ab und quer, paar Riegeln und Führungswechseln entscheiden wir uns auf etwa 1400 m auf einer offenen Alm zum Ende der Tagestour. Eine zugige Hirtenhütte mit einigem Müll drin ist es für heute. 2 Zelte aufschlagen, Holz sägen, aber Feuer anzünden lassen wir sein - es schneit permanent. Es gibt ein Chris-3-Gängemenü und Tee mit Rum.

Nachts müssen die Zelter Bodo/Kathrin  bzw. Pascal mehrfach den schweren Schnee vom Zelt schütteln und außenrum freischaufeln.

Tag 3: 5 km wühlen im Tiefschnee. zelten

Seit gestern früh hat es durchgehend geschneit und es hört nicht auf! Bis abends wird insgesamt ein halber Meter Neuschnee zusammengekommen sein! Nach Müslibrei und Tee stapfen wir gegen 11 Uhr los und das Abwechseln beim Spuren wird bedeutsam. Mit jedem Schritt sackt man tief ein. Wir sind ja weit und breit die einzigen Menschen hier! Alles selbst treten. Und die 15 bis 20 kg- Rucksäcke drücken auf die Schultern. Unterhosen brauchen wir keine, höchstens was zum Schweiß abwischen. Wir spuren durch tiefen verschneiten Wald, manchmal schafft der Vorgeher nur 200 Schritte und ist platt. Jan schafft immer paar mehr. 800 Höhenmeter sind es bis zum nebligen, waldfreien Batranagipfelplateau (1710m). Die Lawinengefahr steigt und stellenweise knirschen die Hänge! Höchste Aufmerksamkeit, damit wir nicht an Abbruchkanten geraten. Nach insgesamt nur 5 km finden wir eine Senke nördlich des nahen Kammes und starten den Zeltplatzbau. Schneeschaufeln raus! Buddelspaß vor allem für Bodo. Schneeschmelzen, Chris hat die Brühe bald fertig und den Hauptgang und das Dessäähr - leckäähr. Gute Nacht bei ca. 8° minus, aber die Schlafsäcke sind kuschelig.

Tag 4: 10 km und 1000Hm raufrunter am Hauptgrat. Hütte.

Sooonnne! Ä Traum. Tief verschneite Gegend und wir stapfen heute 10 km entlang des Hauptkammes gen Ost, über Rebragipfel (2119m) und weitere 2000er Gipfel; entlang teils scharfer ausgesetzter und überwächteter  Grate zur Hütte Saua-Intre Izvoare, die komplett eingeschneit war - erstmal Eingang suchen und freibuddeln. Kein Ofen, aber Dach überm Kopp und Holzpritschen. Also Isomatten raus, Schneeschmelzen, 3-Gänge-ChrisMenü. Zum Nachtisch gab es Quarkkeulchen mit Zimtzucker und Nüssen. Und wie immer Tee mit Rum. Nasse Schuhe aus und nasse Einlegesohlen mit in den Schlafsack. Gute Nacht wie immer so gegen 8.

Tag 5: 10 km Sonnentour

So langsam sind wir routiniert - alle tausend Sachen finden immer schneller ihren angestammten Platz in den Rucksäcken. Und diese werden täglich leichter - das Essen wird weniger, aber der Bierdurst so langsam größer. Und ein Ei und frisches Brötchen anstelle Brei wären früh auch mal nicht schlecht. Aber lasst uns erstmal die herrliche Bergeinsamkeit und die Sonne noch ne Weile genießen! Also bei anfangs purer Sonne ca. 10 km Gipfelgrattour. Gegen Abend wurde es dann spannend:  dicker Nebel mit 10 m Sicht verlangt alles von uns und damit dem Handy-Navi, aber Jan spurt und führt uns sicher zur Wanderhütte Gargalau - erneut unbewirtschaftet. Wir sind komplett platt aber glücklich, die Hütte gefunden zu haben. Das Abendprogramm läuft.

 

Tag 6

Wieder ein Traum-sonniger Morgen. Der letzte Gebirgstag ist angebrochen und wir haben Zeit zum reläxen und für Gääägs. Die Schneeschuhe und einige Figuren müssen für den Bildvordergrund sorgen…

Sonnenabstieg, zuletzt über den östlichen Skilift Borsa. Freundlichen Rumänen erklären wir mit Händen, Füßen und bisschen Englisch, was wir wollen und bald sitzen wir bei Balkanmusi im Taxi 50 km zurück zu unserem Setrefhotel mit den netten Leuten. BBiiEERR.

Tag 7 

Da wir nun einmal soweit wech sind, geht die Rückfahrt nicht direkt gen Heimat, sondern weiter südlich durch Siebenbürgen - an Ferraris, Pferdekutschen, vollen Flüssen, Teppichverkäufern, uralten Holzhütten und modernen Häusern vorbei nach Turda zur großen Salzhöhle aus K&K-Monarchie-Zeit, jetzt ein imposanter Freizeittempel mit Bootsfahrt 100 m unter dem Höhlendach. Abends empfängt uns das quirlige Wirtschaftszentrum Cluj Napoca (früher Klausenburg), dass wir per Kneipentour erkunden und einige lustige Erfahrungen in der Studentenstadt sammeln.

Tag 8

Die Rückfahrt verlief auf ausgebauten Landstraßen, die „durch die Wohnzimmer gelegt“ sind und dann ab Oradea auf Autobahnen nach Budapest, wo wir im Gegensatz zu Rumänien keine Europafahnen mehr sehen; dafür aber intensives städtisches Treiben. Wir machen eine historische „FotoRunde“ auf Pfaden „von Einst“ (wir waren hier zuletzt vor ca. 30 Jahren) von Fischerbastei über Parlament und Kneipe und zurück. Per Nachtfahrt geht es 900 km in 8 h in einem Rutsch- unterbrochen nur durch wenige Fahrerwechsel - zurück, früh halb 7 laufen wir in Apfelstädt ein und Chris überlegt, ob er heute schnell nochmal nach Frankreich zum Klettern fährt …. (hat er nicht, er fährt nach Oberhof). Es ist Mistwetter und da heißt es Sachen auspacken, Ofen und Waschmaschine an, Fotos sortieren und Urlaubsausklang. Auf ein Neues!

Text: Bodo Wolf

Fotos: Bodo Wolf, Kathrin Reichardt, Jan Hildenbrandt, Chris Ulber, Pascal Peter