© Jens Krumpe

Besteigung des Großvenediger (3.657m)

Das Ziel der Tour: der Großvenediger. Der ist mit einer Höhe von 3657 m ü. A. der höchste Berg der Venedigergruppe in den Hohen Tauern (Österreich). Zum Akklimatisieren bestritten einige Teilnehmer in den Tagen vor unserer eigentlichen DAV-Tour zum Großvenediger bereits das ein oder andere kleine Schmankerl: Jens erklomm den Wilden Freiger und stürzte sich mit seinem Gleitschirm aus 3.200 Metern Höhe vom Becherhaus in Richtung Stubaital. Mila, Ina, Antje, Lars und Markus besuchten das Heinrich-Schwaiger-Haus, um das Große Wiesbachhorn (3.564 Hm) zu erkunden.

Tag 1: Mit leichten, aber angenehmen muskulären Vorschäden entschlossen sich die Tourengänger der Tage zuvor nach dem Checkin im Matreier Tauernhaus, umgehend die Sauna aufzusuchen. Mila, Ina, Antje, Lars und Markus sollten jedoch nicht alleine bleiben. Es folgten bereits vor dem ersten Aufeinandertreffen noch Jens, Silke und Micha. Somit war die Großvenedigerrunde beinahe komplett und für den ein oder anderen war es ein textilfreies Kennenlernen der anderen Teilnehmer. Nach der Saunarunde stieß noch Charlotte dazu und wir besprachen beim gemeinsamen Abendbrot die bevorstehende Tour. Wir verteilten das Material, tauschten noch einige Erfahrungen aus, und manch einer wunderte sich über den etwas eigenwilligen Humor des Hüttenwirts. Die Nacht winkte und wir alle freuten uns auf den kommenden Morgen und den Start ins Abenteuer Großvenediger Besteigung.

Tag 2 : Am nächsten Morgen ging es pünktlich zum Frühstück, schließlich hatten wir über 1.000 Höhenmeter bis zur Neuen Prager Hütte zurückzulegen. Da die Rucksäcke schwer bepackt waren und uns noch einiges bevorstand, entschieden wir uns für den Luxus der Materialseilbahn. So ging es bei bestem Wetter von Innergschlöß in Richtung Neue Prager Hütte. Mit der Sonne im Nacken und großartigen Wetteraussichten für heute und die kommenden Tage verging der Aufstieg dank angenehmer Gespräche und dem Besuch einer kleinen Schafherde während einer kurzen Pause schnell.  Kurz vor unserem Ziel sprangen Charlotte, Mila, Lars, Jens, Antje und Markus noch in den See auf etwa 2.500 Höhenmetern.

Den von Mila berichteten Fakt, dass kaltes Gletscherwasser beim zweiten Mal gar nicht mehr so sehr weh tut, mussten wir jedoch als Mythos entlarven. Auch beim zweiten Einstieg zwickte es ordentlich. Nur Mila schwamm gemütlich ihre Runde.

Pünktlich zum Mittag erreichten wir die Neue Prager Hütte und gönnten uns noch eine Pause, um schließlich gegen 14 Uhr, bewaffnet mit Steigeisen, Seil, Pickel und Helm ins erste Altschneefeld zu marschieren. Eingeteilt in zwei Seilschaften, übten wir noch einmal das Gehen in der Seilschaft, simulierten den ein oder anderen Spaltensturz sowie die Spaltenrettung mittels Mannschaftszug, T-Anker und loser Rolle. Abgerundet wurde der Abend durch ein gemeinschaftliches Abendbrot und das ein oder andere Kaltgetränk.

Tag 3: Am Vorabend wurden die Seilschaften nochmals besprochen und wir entschlossen uns aufgrund psychischer sowie physischer Fähigkeiten für folgende Aufteilung (in der Reihenfolge am Seil): Team Schnecke: Micha, Silke, Antje, Jens und Team Abenteuer: Lars, Mila, Charlotte, Ina, Markus. Das Wetter war, wie vorhergesagt, hervorragend und so konnten wir entspannt um 07:45 Uhr in Richtung Gletscher aufbrechen. Die ersten Meter waren für einige aufgrund der doch schlaflosen Nächte in der Höhe noch etwas zäh, doch der Ausblick auf das, was noch kommen sollte, trieb uns bedingungslos an. Nach etwa einer halben Stunde hatten wir das Blockgelände überwunden und standen an der ersten Eisflanke. Wir rüsteten auf Steigeisen um und stiegen mit dem Pickel in der Hand auf das erste Plateau des Großvenediger-Gletschers. Die Sonne brannte im Nacken, und wir konnten die ersten Spalten sichten. Noch schnell ein Foto vom Spaltenübersprung, und weiter ging es in Richtung Schneeauflage. Der Aufbau der Seilschaften begann. Nach wenigen Minuten waren beide Teams bereit. Wir marschierten vorbei an imposanten Rissen im Eis, mit deutlich sichtbaren Höhenmetern vor uns, hinauf auf das nächste Plateau. Wir querten noch einige zweifelhafte Schneebrücken und nun lag uns der Großvenediger direkt zu Füßen. Mit Sicherheit hat jeder, der den letzten harten Aufstieg vor dem Gipfelgrat mit den Augen überwunden hat, schlagartig Glücksgefühle verspürt. Der plötzlich freie Blick über den Grat war überwältigend und in Fotos nicht im geringsten festzuhalten. So erreichten beide Gruppen nach 2 ½ Stunden konzentriertem Aufstieg das Gipfelkreuz. 

Team Schnecke entschloss sich nach 30-minütiger Pause zur Rückkehr zur Neuen Prager Hütte, während Team Abenteuer noch den Kleinvenediger besuchen musste. Schließlich kamen beide Seilschaften um 16:00 bzw. 16:30 Uhr wohlbehalten in unserem Basislager an. Den Abend ließen wir mit einem kleinen Gipfelschnäpschen ausklingen und konnten in der dunklen, klaren Nacht noch die ein oder andere Sternschnuppe aus dem Meteorstrom der Perseiden beobachten.

Tag 4: Leider war der letzte Tag gekommen, also hieß es: Sachen packen, pünktlich um 07:00 Uhr frühstücken, um gegen 08:00 Uhr zumindest körperlich für den Abstieg bereit zu sein. Wir verabschiedeten uns noch von den schuhfressenden und wandfugenleckenden Schafen und trotteten mit einem letzten Blick zurück zum Gletscher. Diesmal mit der Sonne im Gesicht Richtung Venedigerhaus Innergschlöß. Leider waren wir im Venedigerhaus zu früh dran und konnten die wirklich sehr gut klingende Speisekarte nicht ausprobieren. Doch auch im Matreier Tauernhaus gab es kurz darauf hervorragendes Essen und wir verabschiedeten uns voneinander.

Wir bedanken uns bei Jens für diese perfekt organisierte Tour und seine offensichtlich besten Kontakte zu Petrus. Gerne wieder! Ebenso vielen Dank an jeden Einzelnen, jeder von euch hat zum perfekten Gelingen der Tour beigetragen.

Bericht: Markus Sand            Fotos: Jens Krumpe