© Andi Huss

Abenteuerliche Jugendtour auf 4000ern im Wallis

Die Anreise

 Wie in den vergangenen Jahren schloss sich die Hochtour direkt an die Alpenfahrt (in diesem Jahr in der Albignahütte in Graubünden) an. Nachdem wir umgepackt hatten, fuhren wir durch Italien nach Saas-Almagell. In Italien konnten wir uns noch mit Riegeln, Schokolade und Gamaschen eindecken. Außerdem freuten wir uns auf eine Pizza. Als wir endlich an der Pizzeria waren, war leider geschlossen und wir wichen auf Pasta aus. Nachdem wir das Auto in Saas-Almagell (1672 Meter) abgestellt hatten, mussten wir noch zur Almagellerhütte (2894 Meter) aufsteigen. Um die Hütte herum lag überall noch Schnee und wir bekamen, obwohl wir zu spät zum Abendessen kamen, noch eine warme Suppe.

Der 1. Tag: Regenwetter

Am nächsten Tag gingen wir zum Seitengrat des Weissmies, an dessen Fuß die Hütte liegt, um Mehrseillängen auf dem Grat zu klettern. Allerdings waren wir erst zwischen der ersten und der zweiten von drei Felsspitzen, nach denen der Grat „Dri Horlini“ genannt wird, als es anfing zu regnen. Wir entschieden, uns abzuseilen, wurden aber trotzdem ordentlich nass. Den restlichen Tag spielten wir Monopoly und Luca legte sich schon mal schlafen.

Der 2. Tag: Zweiter Versuch

Hussel, Gustav, Chris und ich, Amos, machten die „Dri Horlini“-Tour am nächsten Tag noch einmal komplett. Die Tour war sehr schön zu klettern. Die Kletterroute endete mitten auf dem Grat und wir mussten noch ein ganzes Stück auf dem Grat weiterlaufen, bis wir an einer weniger steilen Stelle vom Grat absteigen konnten. Friedrich, Yannick und Luca machten währenddessen einige Sportkletterrouten. Als wir zurück auf die Hütte kamen, lag Luca krank im Bett. Schnell war klar, dass die Weissmies-Überschreitung am nächsten Tag für Luca nicht in Frage kam. Also entschieden Chris und Hussel, dass Luca zusammen mit Friedrich, der sich bereit erklärt hatte, zur Amagelleralm absteigen würde und von dort aus auf einem einfachen Weg zur Weissmieshütte kommen würde.

Der 3. Tag: Über den Rotgrad auf den Weissmies  (4013m)

Am nächsten Morgen gab es um 4 Uhr Frühstück. Danach machten wir uns noch in der Dämmerung auf den Weg. Anderthalb Stunden stapften wir durch den Schnee zum Aufstieg auf den Rotgrad. Währenddessen wurde es hell und als wir auf den Grad kletterten, gab es die ersten Sonnenstrahlen. Oben aßen wir ein paar Riegel, cremten noch einmal die Gesichter mit Sonnencreme ein und begannen die Gratwanderung. Bald mussten wir unsere Steigeisen anlegen - der Grat war größtenteils verschneit. Wir brauchten einige Stunden auf dem Grat, denn wir waren erst die 2. Gruppe, die den Weissmies dieses Jahr über den Rotgrat bestiegen hat, daher gab es keine ausgetretene Spur im Schnee. Der Schnee ließ sich auch nicht gut spuren - Respekt an Hussel, der das Spuren die ganze Zeit durchgezogen hat. Es war schon fast Mittag, als wir auf dem Rottalhorn, einem Vorgipfel des Weissmies, der auf dem Rotgrat liegt, standen. Damit war die Gratwanderung vorbei. Vom Rottalhorn konnten wir das erste Mal den Gipfel richtig sehen, der für einen Moment freigezogen war. Nach einem kurzen Abstieg standen wir auf dem Hauptweg. Wir machten ein Materiallager für unsere Rucksäcke. Ohne Gepäck gingen wir die letzten 200 Höhenmeter bis zum Gipfel. Währenddessen zog es komplett zu - wir waren mitten in einer Wolke. Auf dem Gipfel war unsere Sicht leider sehr schlecht, wir sahen nur Weiß: oben die Wolke, unten den Schnee. Wir blieben also nicht lange auf dem Gipfel, sondern stiegen auf dem Hauptweg über den Triftgletscher wieder ab. Gegen 16 Uhr waren wir am Hohsaas, dort gab es Aprikosenkuchen, Cola und Kaffee. Nach der Stärkung mussten wir noch zur Weissmieshütte absteigen, wo Luca und Friedrich schon auf uns warteten. Wir kürzten den Weg ab, indem wir ein Schneefeld hinunterrutschten und kamen so noch rechtzeitig zum Abendessen.

Der 4. Tag: Ruhetag

Nach der Tour gab es zum Glück erstmal einen entspannten Tag. Wir machten den wunderschönen Klettersteig aufs Jegihorn, während Chris und Hussel eine 14-Seillängentour kletterten und Luca auf der Hütte seine Krankheit ausschlafen konnte. Nach dem Klettersteig gingen wir noch am Kreuzboden im See baden. Kuchen konnten wir leider nicht mehr essen, da das Restaurant schloss, als wir kamen.

Der 5. Tag: Lagginhorn  (4010m)

Wir standen kurz vor 3 Uhr auf, dann gabs gleich Frühstück, denn für den späten Nachmittag war ein Gewitter angesagt. Chris und Luca blieben auf der Hütte, Chris´ Bein war angeschwollen und auch Luca war noch nicht gesund genug, um mitzukommen. Kurz vor 4 Uhr brachen wir auf, wir brauchten unsere Stirnlampen noch eine ganze Weile. Wir gingen über die Moräne zum Grat, diesmal ein Mix aus Schnee, Fels und etwas Eis. Nach dem Grat kam noch ein steiler Anstieg durch den Schnee. Dieser Hang hat mich komplett an meine Grenzen gebracht: bei jedem Schritt brach die oberste Schicht des Schnees, die gefroren war. Also sank ich - wie alle anderen auch - 10 cm ein. Als wir diesen Anstieg endlich geschafft hatten, standen wir auf dem Gipfel! Da war es ungefähr 8 Uhr. Richtung Saastal hatten wir viel bessere Sicht als auf dem Weissmies, Richtung Italien konnten wir auf ein Meer aus Wolken schauen. Wir stiegen ab und stießen zu Luca und Chris, die noch ein paar Sportkletterrouten gemacht hatten. Auf der Hütte gab es dann köstliches Rösti. Am Abend schauten wir noch die Fußball-EM: Schweiz - Italien und dann Deutschland - Dänemark. Der Hüttenwirt hatte uns gewarnt, dass die Verbindung durch das Gewitter abbrechen könnte, aber der Empfang war gut. Nichts ahnend gingen wir ins Bett.

Der 6. Tag: Ungeplante Verlängerung

Der Tag der Abreise war gekommen! Chris weckte uns um 7 Uhr - mit schlechten Nachrichten: Durch die heftigen Regenfälle am letzten Nachmittag und Abend war die Straße im Tal verschüttet worden. Für uns hieß das, dass wir heute auf keinen Fall abreisen konnten, sondern auf unbestimmte Zeit festsaßen, bis die Straße geräumt war. Außerdem hatten wir zwischenzeitlich keinen Strom auf der Hütte. Wir spielten eine Runde Monopoly. Und wir halfen dem Hüttenwirt, der die Brücke über den Bach neu aufbauen musste, da der Bach heftig ausgespült worden war. Abends gab es neue Nachrichten aus dem Tal: Am nächsten Tag, zwischen 14 und 16 Uhr, sollte die Straße aus dem Tal geöffnet werden. Zum Glück, denn wir wollten alle endlich nach Hause.

Der 7. Tag: Abreise

Am nächsten Tag stiegen wir ab. Auf dem Weg nach unten sahen wir die Spuren des Unwetters: Ausgespülte Wege; Flussbetten, wo vor 2 Tagen noch keine gewesen waren; Wiesen, die komplett von Schlamm überspült waren; Autos, die zur Hälfte im Schlamm steckten. Außerdem sahen wir einen Helikopter, der die Seilbahn wahrscheinlich auf Schäden kontrollierte. Wir kamen in Saas-Dorf an, wo gerade das Wasser aus der Tiefgarage des Gemeindehauses gepumpt wurde. Wir erfuhren, dass die Öffnung der Straße um 2 Stunden verschoben wurde. Von Saas-Dorf mussten wir noch nach Saas-Almagell laufen, wo unser Auto stand. Außer uns waren vor allem Lkw unterwegs, die Schlamm und Geröll abtransportierten. Glücklicherweise war unser Auto unbeschädigt und wir hatten sogar noch genug Zeit, in Saas-Fee eine Pizza zu essen, was in Italien ja leider nicht funktioniert hatte. Dann mussten wir uns mit dem Auto anstellen, damit die Ausfahrt aus dem Tal geregelt verlaufen konnte. Nach einigem Warten konnten wir 16.30 Uhr endlich das Tal verlassen – anderthalb Tage später als geplant. Eine Stunde später verabschiedete ich mich dann von den anderen und fuhr mit meinen Eltern weiter nach Frankreich, die anderen düsten noch die ganze Nacht hindurch bis nach Erfurt.

Vielen Dank an Chris und Hussel für diese tolle Fahrt!

Bericht: Amos Wolf       Fotos: Chris Ulber, Andi Huss